Giftpflanze 2013
Der Kirschlorbeer / Prunus laurocerasus (Linnaeus, 1753)
Die Giftstoffe befinden sich hauptsächlich in der Saat und den frischen Blättern. Glücklicherweise kommt es nur sehr selten zu ernsthaften Vergiftungen, da das Fruchtfleisch keine Giftstoffe enthält und das Saatkorn beim Verzehr der Früchte in der Regel wieder ausgespuckt oder unversehrt verschluckt wird. Woran man eine Vergiftung erkennt, wie der Kirschlorbeer noch genannt wird und ob auch Tiere sich daran vergiften können, erfahren Sie beim Weiterlesen.
Kirschlorbeer / Foto: Helge Masch
Vorkommen und Standort
Die Heimat des Kirschlorbeers ist der Südbalkan und Kleinasien. Das Gehölz ist ein beliebter Zierstrauch in Parkanlagen und Gärten. Seit geraumer Zeit wird Kirschlorbeer als preiswerte Heckenpflanze von Gartencentern, Baumärken und Lebensmitteldiskontern angeboten.
Giftigkeit
Die Saat und die frischen Blätter sind stark giftig ++
Hauptwirkstoff
Prunasin — ein cyanogenes Glykosid Dieser ist in der Saat und den frischen Blättern enthalten. Nach dem Zerkauen der Saat oder dem Verzehr der Blätter bildet sich daraus im Magen giftige Blausäure.
Vergiftungserscheinungen
Erregung, rotes Gesicht, verstärkte Atmung, Kratzen im Hals, Kopfschmerzen, Atemstillstand, Herzstillstand.
Erste Hilfe
Bei dem geringsten Verdacht einer Vergiftung sollte man sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.
Tiere
Rinder - 0.5-1 kg Blätter/Tier
Schafe - 0.2 kg Blätter/Tier
Wird viel Pflanzenmaterial auf einmal aufgenommen und zugleich gut zerkaut, liegt die tödliche Blausäuremenge bei 1-4 mg/kg Körpergewicht.
Name
Prunus: lat. = prunus, gr. = proûnos, proûmnos – Pflaumenbaum
laurocerasus - Lorbeerkirsche = laurus - Lorbeer und cerasus - Kirschbaum
Die Gattung Prunus enthält viele Arten.
Dazu gehören unter anderem:
Aprikosen, Kirschen, Mandeln, Pflaumen, Pfirsiche und der Schlehdorn
Weitere deutsche Namen:
Lorbeerkirsche, Zierlorbeer
Internationale Volksnamen:
Englisch: Laurel-cherry
Französisch: Laurier-cerise
Holländisch: Laurierkerseboom
Italienisch: Lauroceraso
Polnisch: Laurowiśnia wschodnia
Spanisch: laurel cerezo
Türkisch: Karayemiş
Geschichte
Kirschlorbeer wurde im 16. Jh. von Pierre Belon in Trapezunt (Kleinasien) gesehen und um 1570 von Clusius nach Wien gebracht.
Blüte
Blütezeit: April / Mai
Die grazilen weißen Einzelblüten stehen in einer vielblütigen Traube — es lohnt sich einmal näher und genauer hinzusehen!
Winterhärte
Nicht alle Sorten sind sicher winterhart. Bei den folgenden Sorten wird eine Winterhärte bis -24°C angegeben: ‘Cherry Brandy‘, ‘Herbergii‘ und ‘Otto Luyken‘.
Verwendung
Marmelade, Gelee, Trockenfrüchte In der Türkei wird die Lorbeerkirsche wegen der Früchte kultiviert. Diese werden dort als Trockenfrüchte verzehrt. Das Fruchtfleisch kann auch zu Marmelade oder Gelee verwertet werden.Beim Kochen werden die Giftstoffe in der Saat zerstört.
Restaurierung und Präparation
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts dienen die Blätter mit einem möglichst hohen Anteil an Blausäure dem Aufweichen oder Geschmeidig machen organischer Materialien – ohne dabei Wasserschäden zu verursachen. Beispielsweise kann man getrocknete Insekten wieder beweglich bekommen, wenn man sie einige Tage über den zerschnittenen Blättern in einem geschlossenen Gefäß aufbewahrt (Blätter täglich austauschen und direkten Kontakt vermeiden). Auch lange gefaltete Stoffe, wie man sie aus Gräbern kennt, lassen sich mit dieser Methode wieder geschmeidig machen. Wiederentdeckt wurde die Methode in den 1990er Jahren von Klaus Wechsler (Überseemuseum).