Vogel 2011
Der Gartenrotschwanz / Phoenicurus phoenicurus (Linnaeus, 1758)
Farbenprächtig und gefährdet
Der Gartenrotschwanz wurde zum Vogel des Jahres 2011 gekürt – um den Blick auf seine Gefährdung zu lenken, die Schutzbemühungen zu intensivieren und viele Fans für einen der schönsten Vögel Deutschlands zu gewinnen. Keck und mit kontrastreichem Federkleid kommt er daher, doch ist er in weiten Regionen Deutschlands selten geworden.
Gartenrotschwanz / Foto: NABU Blickwinkel_McPhoto
Verwandtschaft
Der Gartenrotschwanz ist ein typischer Singvogel. Der rote Schwanz war gleich für eine ganze Gattung namensgebend: die Rotschwänze (Phoenicurus). Zu ihren nächsten Verwandten zählen recht unterschiedliche Arten wie die Fliegenschnäpper, die Schmätzer oder das Rotkehlchen. Mit ihnen zusammen bilden Rotschwänze eine Unterfamilie (Saxicolinae) der „Schnäpperverwandten“ (Familie Muscicapidae). Weltweit werden elf Rotschwanz-Arten unterschieden, von denen zwei bei uns in Mitteleuropa leben: der Gartenrotschwanz und der Hausrotschwanz.
Aussehen
Das Männchen ist auffallend kontrastreich gefärbt: Gesichtsfeld und Kehle sind schwarz, die Stirn und ein nach hinten reichender Überaugenstreif hingegen reinweiß. Oberkopf, Nacken und Rücken sind grau. Die Brustpartie ist lebhaft rostrot gefärbt, zum weißlichen Unterbauch hin läuft sie durch breiter werdende helle Federsäume aus. Besonders markant ist der ziegelrote Schwanz.
Das Weibchen ist unscheinbarer gefärbt. Die Oberseite ist bräunlich und geht fließend in die rostroten Oberschwanzdecken über, der Schwanz ist wie beim Männchen rostrot. Die Unterseite ist heller beige mit einer orange überhauchten Brust, die sich deutlich von dunkleren Kinn und den Halsseiten absetzt.
Stimme
Die Einleitung des männlichen Gesangs ist wenig variabel, flötend melodisch und etwas in die Höhe gezogen, manchmal auch gebunden zweisilbig. Also etwa hüit oder tü-li. Darauf folgt ein Teil aus kurzen, etwa zwei bis viermal wiederholten zum Teil kratzigeren und variationsreichen Silben. Der Lockruf ähnelt dem des Hausrotschwanzes ist aber flötender und somit dem des Fitis ähnlich.
Verbreitung
Mehr als die Hälfte des Brutareals des Gartenrotschwanzes liegt in Europa. Es erstreckt sich von Portugal und Spanien bis hoch in den Norden Norwegens und über die Türkei bis in den Kaukasus und hin zum Baikalsee. In Mitteleuropa bilden Deutschland und Frankreich Verbreitungsschwerpunkte. Den Winter verbringt er südlich der Sahara in Afrika.
Lebensraum
Der Gartenrotschwanz ist als Höhlen- und Halbhöhlenbrüter stark an alten Baumbestand gebunden und besiedelt primär lichte und trockene Laubwälder, Lichtungen oder Waldränder. Häufig ist er auch in Siedlungsnähe anzutreffen, so in Parkanlagen mit lockerem Baumbestand, stark begrünten Villenvierteln oder Gartenstädten, Dorfrändern und Obstgärten.
Nahrung
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten und Spinnen. Einen großen Anteil machen Haut- und Zweiflügler sowie Käfer aus. Bei den Hautflüglern dominieren Ameisen, Schlupf- und Blattwespen. Wehrhafte Insekten wie Bienen und Wespen werden weitgehend gemieden. Schmetterlinge spielen vor allem als Nestlingsnahrung eine Rolle.
Verhalten
Der Gartenrotschwanz sitzt meist auf niedrigeren Ansitzwarten, Ästen oder kleineren Büschen und zittert dabei auffallend mit dem Schwanz. Zur Nahrungssuche fliegt er kurz auf den Boden oder fängt Insekten während eines kurzen Fluges in der Luft.
Fortpflanzung
Das Nest wird ab Ende April in Baumhöhlen, Fels- oder Mauerlöchern, Mauersimsen, Nistkästen und manchmal in alten Schwalbennestern eingerichtet. Dabei befindet sich die Höhle in zwei bis fünf Metern Höhe. Dort baut das Weibchen ein lockeres Nest, in das sie Anfang bis Mitte Mai sechs bis sieben Eier legt. 13 bis 14 Tage lang werden sie bebrütet. Dann schlüpfen die Jungen. Nach 12 bis 14 Tagen fliegen die Jungvögel aus und werden noch circa eine Woche von den Eltern gefüttert.
Bestandssituation
Die Bestände des Gartenrotschwanzes sind trotz vereinzelter regionaler Erholungen spätestens seit Beginn der 1980er Jahre stark rückläufig. Als Hauptursachen dafür werden neben Lebensraumzerstörungen in den Brutgebieten vor allem tiefgreifende Veränderungen in den afrikanischen Überwinterungsgebieten, wie verstärkter Pestizid- bzw. Insektizideinsatz oder die folgenschwere Ausdehnung der Sahel-Zone angenommen.
Text und Foto: NABU